An einem Frühlingstag begann in Rom, vor der außergewöhnlichen Kulisse des mit Gläubigen gefüllten Petersplatzes und in Anwesenheit von mehr als 150 internationalen Delegationen, der "Petrusdienst" von Leo XIV. Die Veranstaltung verlief nach einem jahrhundertealten Ritual, beginnend mit dem Gebet des Papstes und der Patriarchen der katholischen Ostkirchen am Grab des heiligen Petrus, bis hin zur Übergabe des Palliums, Symbol des barmherzigen Hirten, und des Fischerrings, der an Petrus, den ersten der Apostel, erinnert, sowie dem Eid des Volkes Gottes auf den neuen Papst.
Im Rahmen des feierlichen Ritus erklangen die Worte des Evangeliums auf Latein und Griechisch gemäß der Tradition, um die Universalität der katholischen Kirche zu verdeutlichen. Der Papst ergriff das Wort – anders als viele Beobachter erwartet hatten – nicht, um das "politische" Manifest seines Pontifikats vorzulegen, sondern um eine tiefgründige und ausführliche religiöse Ansprache zu halten, in deren Mittelpunkt die Themen Liebe und Einheit standen. Dies sind die grundlegenden Dimensionen, mit denen man den "Epochenwandel" angehen muss, in dem sich die Kirche und die Welt heute befinden.
Liebe ist nach den Worten Leos sicherlich kein allgemeines "liebt euch", sondern erfordert das tägliche Engagement, allen zuzuhören, angefangen bei den Leidenden, ohne jemals "andere durch Zwang, religiöse Propaganda oder Machtmittel zu vereinnahmen". Und hier kommt die Rolle des Papstes ins Spiel, niemals der "Versuchung zu erliegen, ein einsamer Anführer oder ein über den anderen stehender Chef zu sein, der sich zum Beherrscher der ihm anvertrauten Menschen macht". Diese Worte greifen die Aussage aus seiner ersten Predigt nach seiner Wahl in der Sixtinischen Kapelle auf ("Der Papst ist kein Superman") und führen uns zu einer Vision einer möglichst kollegialen Führung der Kirche.
Mit diesen Worten antwortete er auf die Forderung der Kardinalversammlungen vor dem Konklave. In der jüngsten Vergangenheit wurde viel über Spaltungen innerhalb der katholischen Kirche gesprochen, sowohl in der Kurie als auch unter den Gläubigen, über Missverständnisse aufgrund unterschiedlicher Sichtweisen und Interpretationen der Lehre, über kulturelle Unterschiede, die zu Spannungen geführt haben, manchmal sogar zu starken. Aber die Schnelligkeit, mit der die Wahl von Papst Prevost zustande kam, hat die nicht politische, sondern spirituelle Fähigkeit zu einer Einheit gezeigt, die am Vorabend noch von vielen in Frage gestellt wurde. Die Einheit der Kirche – deren Zeichen der Papst ist – hebt "die Unterschiede nicht auf..., sondern die persönliche Geschichte jedes Einzelnen und die soziale und religiöse Kultur jedes Volkes zur Geltung bringt". Mit diesen Worten erweiterte Leo den Traum von der Einheit auf die Familie der Völker und bezog auch die anderen christlichen Kirchen und Religionen mit ein.
Die Methode ist einmal mehr die des Dialogs, das Erbe des Zweiten Vatikanischen Konzils: "Und das ist der Weg, der gemeinsam zu gehen ist, innerhalb der Kirche, aber auch mit den christlichen Schwesterkirchen, mit denen, die andere religiöse Wege gehen, mit denen, die die Unruhe der Suche nach Gott in sich tragen, mit allen Frauen und Männern guten Willens, um eine neue Welt aufzubauen, in der der Friede herrscht." Der Aufruf zum Frieden hallte auf dem Petersplatz wider, wie er es am Tag seiner Wahl mehrfach getan hatte. Hier zeigt sich eine große Kontinuität im Denken der Päpste des 20. Jahrhunderts bis hin zu Papst Franziskus.
Am Ende der Feier zitierte Leo drei der vielen Regionen der Welt, die derzeit unter Krieg leiden. Ein starker Aufruf, das Massaker an Unschuldigen zu beenden und Verantwortung für den Frieden zu übernehmen: "In Gaza sind Kinder, Familien und ältere Menschen, die überlebt haben, ausgehungert. In Myanmar haben neue Feindseligkeiten das Leben unschuldiger junger Menschen vernichtet. Die leidgeprüfte Ukraine wartet endlich auf Verhandlungen für einen gerechten und dauerhaften Frieden." Ein Ruf nach Frieden, der vor den Staats- und Regierungschefs vieler Länder der Welt, die in den ersten Reihen saßen, und vor dem gesamten christlichen Volk als Zeugen ausgesprochen wurde, damit er nicht ungehört verhallt.
[Marco Impagliazzo]
(Übersetzung der Redaktion)