Auf dem Petersplatz wurden am 7. Juni 2025 im Rahmen der Pfingstvigil der Bewegungen, Vereinigungen und neuen geistlichen Gemeinschaften einige Zeugnisse vorgetragen, darunter das von Aline Minani, Verantwortliche der Gemeinschaft Sant'Egidio in Goma, Kongo, die über das Problem der älteren Menschen in Afrika sprach und vom Wert des Evangeliums in einem Kriegskontext wie dem des Kongo und vieler afrikanischer Länder, mit besonderem Bezug auf die Geschichte von Floribert Bwana Chui, dem jungen Mann, der aus Hass gegen den Glauben getötet wurde, weil er sich der Korruption nicht beugen wollte.
Hier der Text ihres Zeugnisses:
Heiliger Vater, (liebe Freunde),
heute Abend möchte ich mit meinen Worten vielen jungen Afrikanern eine Stimme geben, die wie ich in schönen Ländern leben, die aber voller Leid sind. Mein Name ist Aline und ich komme aus Goma in der Demokratischen Republik Kongo. Ich bin Mitglied der Gemeinschaft Sant'Egidio. Seit über dreißig Jahren wird mein Land von einem Konflikt erschüttert, der dunklen Interessen dient. Krieg ist schrecklich. Das menschliche Leben hat keinen Wert mehr. Die Armen sind die ersten Opfer. Ich denke dabei besonders an die älteren Menschen, die heute auch in Afrika zahlreich sind. Sie genießen nicht mehr den Respekt und die Verehrung von einst, sondern werden beschuldigt, den jungen Menschen das Leben zu rauben. Und heute, in einer Zeit, in der Lebensmittel und Medikamente unauffindbar sind und jeder nur daran denkt, sich selbst zu retten, werden sie zu den Ärmsten der Armen. Viele ältere Menschen leben allein in Notunterkünften, haben Angst, nach draußen zu gehen, und sind in Gefahr zu verhungern. Niemand denkt an sie, niemand trauert um sie.
In Kriegszeiten ist die Macht des Bösen überwältigend. Der Drang, nur an sich selbst zu denken und dem Schicksal anderer gleichgültig gegenüberzustehen, wird noch stärker. Doch gerade in diesen schrecklichen Momenten rettet das Leben nach dem Evangelium. Ja, das Leben nach dem Evangelium ist der beste Schutz in Kriegszeiten! Als junge Menschen haben wir mit unseren Freunden aus der Gemeinschaft in diesen Monaten der Besatzung und der Auseinandersetzungen beschlossen, die Energie unseres Alters nicht nur für uns selbst einzusetzen. In einer Stadt, in der alle Feinde sind, haben wir uns für ein Bündnis entschieden: das mit den Älteren. Sie zu besuchen, die Ärmsten zu schützen, ebenso wie die Obdachlosen und Straßenkinder, bewahrt uns vor dem Wahnsinn der Angst, weil es uns von der ständigen Sorge um unser Überleben befreit.
Gerade als es schien, dass nichts mehr zu tun sei, haben wir entdeckt, dass das Böse immer bekämpft werden kann, selbst das größte Übel, das des Krieges. Der Apostel Paulus hat wirklich Recht, wenn er dazu aufruft, sich nicht vom Bösen überwinden zu lassen, sondern das Böse durch das Gute zu besiegen (Röm 12,21). Inmitten der Gewalt, im Chaos einer Stadt, in der das Recht des Stärkeren herrscht, leben wir dieses Bündnis zwischen Jung und Alt, das neue Hoffnung auf Frieden weckt. Es ist eine der Früchte des Heiligen Geistes: „Eure Alten werden Träume haben, eure Jungen werden Visionen haben“, verkündet der Prophet (Joel 3,1).
Wir werden durch ein großartiges Zeugnis gestützt, das eines jungen Mannes wie wir, Floribert Bwana Chui, Mitglied der Gemeinschaft Sant'Egidio in Goma, der 2007 im Alter von 26 Jahren ermordet wurde, weil er sich während seiner Arbeit beim Zoll geweigert hatte, Tonnen von verdorbenen Lebensmitteln durchzulassen, die der Bevölkerung, vor allem den Ärmsten, geschadet hätten. Man hatte ihm Geld angeboten, wie es oft vorkommt. Aber im Namen des Evangeliums lehnte er ab. Floribert wird am kommenden 15. Juni seliggesprochen. Sein Beispiel ist eine Hoffnung für alle jungen Menschen im Kongo, in Afrika und in der ganzen Welt. Möge der Heilige Geist uns weiterhin zu einer mutigen und couragierten Liebe inspirieren, die stärker ist als jede Spaltung und jeder Konflikt. Möge uns das große Geschenk des Friedens bald zuteilwerden.
Vatikan Medien: Pfingstvigil 2025
Vatikan Medien: Pfingstvigil 2025