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Ein Volk des Friedens in Berlin: "Der Sieg liegt in der Freundschaft"

Artikel in AVVENIRE

Sant'Egidio schwimmt gegen den Strom
Impagliazzo: "Die Logik des Krieges hat sich in der Welt durchgesetzt und macht süchtig wie eine Droge".

"Eine globale Freundschaft für eine friedliche Zukunft". Das klingt wie ein Traum oder einfach wie eine unrealisierbare Utopie angesichts der Zeit und ihrer Folgen, sie ist aber das konkrete Ziel von mehr als tausend Jugendlichen aus 17 verschiedenen Ländern der Bewegung "Jugend für den Frieden", die mit der Gemeinschaft Sant'Egidio verbunden ist und sich seit Dienstag in Berlin trifft.

Das Treffen begann am Dienstag mit einer Versammlung zum Thema "Menschen des Friedens in einer Welt in Flammen", der ein Friedensgebet folgte. Die Bewegung, die nicht nur in Italien, Frankreich oder Deutschland aktiv ist, sondern auch in anderen Ländern, in denen Krieg herrscht, bietet Solidarität und konkrete Hilfe für die Leidenden. Sie setzt sich täglich in den Vorstädten für Kinder aus schwierigen Verhältnissen, aber auch für Obdachlose und alte Menschen ein. Und sie organisiert in den Sommermonaten Solidaritätsurlaube mit Flüchtlingen in Lagern in Griechenland und Zypern.
Etwa hundert junge Menschen kamen aus der Ukraine, wo Sant'Egidio die Bevölkerung weiterhin mit der Verteilung von Lebensmitteln und Medikamenten unterstützt und Bildungszentren eröffnet hat, auch dank der Unterstützung vieler Vertriebener, die sich den humanitären Initiativen der Gemeinschaft angeschlossen haben. Sie sind aus Kiew, aus Lemberg, aus Iwano-Frankiwsk und aus Charkiw in die deutsche Hauptstadt gekommen. Andere, die an der Veranstaltung teilnahmen, gehören zu den mehr als eine Million ukrainischer Flüchtlinge, die in Deutschland Schutz und Hilfe erhalten. Sie sind vor den Bomben geflohen, die seit über zwei Jahren jeden Tag auf ihre Städte fallen. Wie im Gazastreifen droht der israelisch-palästinensische Konflikt auf andere Länder des Nahen Ostens überzugreifen, angefangen bei Iran und Libanon.
Während in der Ukraine und im Nahen Osten der Wind des Krieges stürmt, hat Sant'Egidio Berlin, die Stadt, die einst ein Symbol der Teilung und des Kalten Krieges war, ausgewählt, um Friedensbotschaften zu verbreiten. "Der Sieg liegt niemals in Waffen und Gewalt, sondern in der Freundschaft", bekräftigte Sant'Egidio-Präsident Marco Impagliazzo in seiner gestrigen Rede. "Wenn wir uns umschauen", fügte er hinzu, "außerhalb dieser Versammlung, die junge Menschen aus 17 europäischen Ländern zusammenführt, sehen wir sofort, wie schnell sich die Logik des Krieges in der heutigen Welt durchgesetzt hat". Daher auch der Vergleich zwischen Krieg und Drogen: "Der Krieg ist wie eine Droge", erklärte Impagliazzo, "man glaubt, man könne jederzeit sagen, dass man aufhören wird, aber das kann man nicht. Man denkt, man könne den Krieg jederzeit beenden, aber seine Logik nimmt dich gefangen. Ein Krieg ruft nach einem weiteren Krieg, so wie die Drogen weitere Drogen fordern. Man wird süchtig nach Krieg, genauso wie man süchtig nach Drogen wird: und beide ruinieren das Leben der Menschen. Aber die heutige Kultur ist süchtig nach Krieg. Sie schafft es nicht, davon einen Entzug zu machen. Es gibt immer einen Grund für einen Krieg, das scheint intelligent. Es gibt immer einen Grund für Streitigkeiten, für Auseinandersetzungen, für Krieg". Und der Krieg, fügte der Präsident von Sant'Egidio hinzu, hat viele Gesichter: "Heute gibt es Machtkriege, ideologische Kriege, Kriege um Wasser, Öl, Land, um seltene Rohstoffe, es gibt immer einen Grund, Krieg zu führen. Wenn man jedoch darüber nachdenkt, hat der Bellizismus zwar Gründe, aber wenn es man tiefer nachdenkt, ist er nie zu rechtfertigen. Warum eigentlich? Weil er den Tod bringt. Kriege erzeugen Ungeheuer und weitere Tragödien, wie wir gestern über die Geschichte des letzten Jahrhunderts gehört haben".
Neben den Kriegen in der Ukraine und in Gaza diskutieren die anwesenden Jugendlichen auch über Ökologie, Klimawandel, Migration und Armut, die sich selbst in den Städten der reichsten Länder wie Berlin immer schwerer verbergen lässt. In Deutschland leben mehr als 2 Millionen Kinder und Jugendliche unterhalb der Armutsgrenze.
Das Treffen in Berlin geht heute zu Ende. Gestern Abend gab es einen Schweigemarsch und eine Gedenkfeier am Mahnmal für die Sinti- und Roma-Opfer des Nationalsozialismus in der Nähe des Brandenburger Tors.

[ Vincenzo Savignano]