Tägliches Gebet

Lesung des Wortes Gottes

Halleluja, halleluja, halleluja.

Ich bin der gute Hirte,
meine Schafe hören auf meine Stimme,
und sie werden
eine einzige Herde sein.

Halleluja, halleluja, halleluja.

Das Evangelium nach Johannes 17,20-26

Ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und sie ebenso geliebt hast, wie du mich geliebt hast. Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor Grundlegung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und ich in ihnen bin.

[Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, vollständig durchgesehene und überarbeitete Ausgabe © 2016 Katholische Bibelanstalt GmbH, Stuttgart - Alle Rechte vorbehalten]

Halleluja, halleluja, halleluja.

Ein neues Gebot gebe ich euch:
Liebet einander!

Halleluja, halleluja, halleluja.

In der heutigen Evangeliumsstelle lesen wir den letzten Abschnitt des "hohepriesterlichen Gebetes" Jesu. Die Mauern des Abendmahlsaals weiten sich scheinbar, denn das Gebet öffnet den Blick des Herzens für neue Perspektiven. Vor den Augen Jesu taucht die große Schar der Frauen und Männer aus allen Teilen der Erde auf, die auf Trost und Frieden warten. Jesus betet für dieses große Volk und bittet den Vater: "Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast." Jesus betet, dass eine ehrliche Geschwisterlichkeit unter Männern und Frauen, Gesunden und Kranken, Kleinen und Großen entsteht. Gerade diese Einheit ist nämlich ein Charakterzug der Jünger Jesu und macht ihr Zeugnis in der Welt glaubwürdig. Jesus ist davon überzeugt, dass Männer und Frauen in allen Generationen in dem Maße an das Evangelium glauben werden, wie die Jünger die Liebe zueinander bezeugen. Jesus erkennt einen direkten Bezug zwischen der Liebe der Jünger und der Weitergabe des Evangeliums. Ohne das Zeugnis der gegenseitigen Liebe gibt es keine christliche Sendung und keine glaubwürdige Evangelisierung. Wir müssen uns mit größerem Mut die Frage stellen, ob wir wirklich ein Sauerteig der Liebe, der Einheit, der Solidarität und der Gemeinschaft sind. Die Gefahr, dass das Christentum selbst auf individualistische Weise gelebt wird, darf nicht unterschätzt werden, denn das ist leider oft eine weit verbreitete Realität. Deshalb ist der missionarische Einsatz häufig träge und zeigt kaum Auswirkungen. Wer die Schönheit dieser Liebe erfährt, weiß, dass sie durch nichts zerstört werden kann, nicht einmal durch den Tod. Zudem ist die Einheit unter den Jüngern eine Prophezeiung der Kirche für die resignierte Welt unserer Zeit. Niemals wird eine noch so vollkommene Organisationsstruktur die Geschwisterliebe ersetzen können. Darin liegt auch heute das Geheimnis für eine wirkungsvolle Sendung der Kirche.